
Startschuss für das „Café Leuthardstraße“: Es dient als Begegnungs-, Kultur- und Freizeitstätte für Menschen mit jeglicher Einschränkung in Dortmund. Die Räumlichkeiten der AWO-Assistenzagentur, die bisher den Klient*innen des ambulant betreuten Wohnens für geschlossene Gruppenangebote vorbehalten waren, werden seit dem 1. Juni 2022 als „offener Raum“ genutzt - als Café und Begegnungsort für alle Menschen mit Bedarf. Möglich macht dies eine Finanzierung durch die „Aktion Mensch“.
Ursprünglich war die Assistenzagentur 2007 ins Leben gerufen worden, um fast ausschließlich Menschen mit geistigen Behinderungen Hilfestellungen anzubieten. 2012 kamen auch Menschen mit psychischen Problemen hinzu und ab 2015 auch Suchterkrankte.
Psychische Problematiken machen mittlerweile 85 Prozent der Arbeit aus, häufig in Kombination mit Doppeldiagnosen - zum Beispiel psychische und Suchterkrankung in Kombination. Daher war es folgerichtig, das Arbeitsfeld zu erweitern und mit allen drei Zielgruppen zu arbeiten.
Corona verschärft Probleme
Die Klient*innen, die ambulant betreut wurden, haben in den mehr als zwei Jahren der Corona-Pandemie massiv gelitten. Vereinsamung, Verschärfungen der Problematiken, Zunahme der Ängste und Verschärfung der Krankheitsbilder, dazu eingeschränkte Möglichkeiten der Begleitung. Im Rahmen der Möglichkeiten versuchte das Team, im offenen Treff an der Leuthardstraße entsprechend der jeweiligen Corona-Regelungen Angebote zur Einsamkeitsvermeidung zu machen. „Das wurde gut angenommen“, berichtet Marie-Christin Naujok.
Eigentlich zu gut. Denn der Treff hat nur von 9 bis 14 Uhr geöffnet. 30 bis 40 Menschen kamen täglich. Eine Förderung für dieses spezielle Angebot gab es nicht, es musste mit Bordmitteln realisiert werden. Das sprengt den Rahmen, denn die Assistenzagentur betreut rund 250 Klient*innen.
Die „Aktion Mensch“ hilft
Daher hat sich die AWO-Eingliederungshilfe an die „Aktion Mensch“ gewandt, um das Angebot ausweiten zu können. Mit Erfolg: fast 100.000 Euro stellte diese zur Verfügung, so dass der offene Treff nun für alle Interessierten öffnen kann - und das bis 18 Uhr.
Das Café kann nun als niederschwelliges Angebot wochentags und samstags die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen, aufzuhalten, andere Menschen kennenzulernen, sich lokal zu vernetzen, Angebote wahrzunehmen und sich u.a. sportlich auszuprobieren.
Mitarbeitende sollen in Café-Atmosphäre vor Ort sein, um für jedwede Belange ansprechbar zu sein und gegegebenfalls an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. Pädagogisch geschultes Personal organisiert zudem Nachmittagsangebote.
Nach einer Umfrage unter Nutzer*innen und potenziellen Gästen sind die ersten Angebote geplant worden: Literaturcafé, Männer- und Frauengruppen (gewünschte Themen: Kinderwunsch, Verhütung, etc.), Kreativangebote, Selbsthilfegruppen (Depression, Klinikaufenthalte etc.), Sport- und Fitnessangebote, Gartenprojekt, eine Band, Kochangebote, regelmäßiges Einladen von Institutionen und Personen aus Dortmund etc. gehören dazu, erklärt Phillipp Schlüter, der die pädagogische Leitung des Cafés übernommen hat.
Straßenfest geplant
Diese Aktivitäten sollen gemeinsam mit den Teilnehmenden geplant und durchgeführt werden. Essenspenden örtlich angesessener Supermärkte und des Schultenhofs der AWO in Kombination mit gekauften Lebensmitteln sollen umsonst oder so kostengünstig wie möglich ein tägliches Angebot einer zumindest kleinen Mahlzeit bzw. Snacks und Getränken sicherstellen. Diese sollen täglich im Vormittagsbereich zubereitet und mittags verteilt werden.
Zudem soll - gemeinsam mit den anderen Nachbar*innen aus der Eingliederungshilfe und dem sozialen engagierten Vermieter - dem Architekturbüro KFD - am 12. August ein Straßenfest stattfinden. Bereits vor fünf Jahren gab es ein solches Straßenfest - damals zum Zehnjährigen der Assistenzagentur. Nun ist eine Neuauflage geplant, für das auch die Leuthardstraße für den Autoverkehr gesperrt und für das Rahmen- und Bühnenprogramm genutzt werden soll. Damit wird sich das neue Café einer noch größeren Öffentlichkeit vorstellen.